Ich schreibe, doch ich beschreibe
nicht! Ihr streut mir eine Handvoll Steine in den Sand; mich fasziniert der
Abdruck, den sie hinterlassen. Ihr werft mir tausend Sterne in das
Wüstenfirmament; ich zeichne euch die Muster nach. Ich schau euch zu, wie ihr im
Blasenwirbel sanft entschwebt und staune. Mein Fahrtbericht ist kurz: 24 mal
Sharm el Sheikh und dann zurück. Ich höre schon dozieren: Herr Kollege, so
einfach kann man es sich nicht machen! Nicht einfach - dreifach will ich mir das
Messer meiner Warte schärfen: Skurril, mit spitzer Zunge und mit Witz: der
stammt von euch - ich bring ihn nur zur Explosion.
Die Fahrt beginnt mit einem
Ringelspiel: mit dem Autobus fahre ich von Salzburg über den Pong- und Pinzgau
fast über Salzburg nach München. Beim Einchecken beginnt die Aufregung.
Gaskartuschen dürfen aus Sicherheitsgründen nicht transportiert werden. Ich
weiß, ich bin ein schlampiger Kerl und ich finde meine Gaskartuschen einfach
nicht im Reisegepäck, obwohl sie mir dann im Hotel entgegenfallen. Ich muss mir
deshalb harte Schelte anhören. Ich weiß wohl, dass es bei einem Crash viel
gefährlicher ist, wenn eine Gaskartusche aufreißt, als wenn der Flugtreibstoff
in Flammen aufgeht. Ich hätte euch gefährdet? Meine kostbare Existenz rührt euch
gar nicht?
In Cairo ist es üblich, dass das
Flugzeug beim Aufsetzen heftig rülpst. Samstage: Der Schlaf ist kurz, das
Frühstück lang und schweißtreibend. Abfahrt im Bus mit "air condition" nach
Suez. Dort beginnt der Wasserkauf und die Gassuche ausgerechnet mit meinem
Muster - erfolglos! Wir unterfahren den Suezkanal und besichtigen anschließend
diese berühmte künstliche Wasserstraße. Unser Reiseziel ist das
Katharinenkloster. Während der Fahrt gibt Karl, der Dr. sein Wissen über Sinai,
mikrophonbedingt ziemlich stotternd preis. Aber zum Glück gibt es auch technisch
versierte Frauen und der Schaden wird behoben.
Überall sieht man Sand,
untermischt mit Schotter und zerstörte Asphaltbahnen. Ich bin mir nicht sicher:
stammen diese Schottermassen noch von der Sintflut oder hat man eine zu
intensive Sandstreuung aus der letzten Eiszeit vor sich. Das Abenteuer beginnt
ganz harmlos: Der Busfahrer übersieht eine Bodenwelle und nötigt den Bus zum
Weitsprung. Das bringt den Bus auf blöde Gedanken. Bei einer der nächsten
Abzweigungen will der Bus wie ein Huhn ein tiefes Sandbad nehmen. Mit Steinen
und vereinten Schiebekräften versuchen wir ihn auf festes Land zu bringen. Jeder
kommandiert und gibt gute Ratschläge. Der Fahrer, übrigens ein Stümper, der bei
uns höchstens einen Schubkarren lenken dürfte, hätte zur Ausführung gleichzeitig
vor und zurück fahren müssen. Einige Zeit mimt der Bus Bravheit, dann wirft er
einen Teil seines Enddarmes ab und atmet die eigenen Abgase ein. Hitzestau ist
die Folge. Kurz vor dem Ziel bockt er störrisch wie ein Esel. Er verweigert erst
die Batterienahrung, dann die Gänge. Heftige Kupplungstritte nimmt er ungerührt
hin. Da nützt nur noch rohe Gewalt: Brutalstart mit eingelegtem 3. Gang und
Zuckelfahrt. An der Abzweigung zum Kloster wird im Schein der Taschenlampen
gekocht. Wie wunderbar kann doch so eine Suppe sein.
Es folgt ein märchenhafter
Aufstieg auf den Mosesberg bei sanftem Mondenschein. Wer könnte sich dem Zauber
der Stimmung entziehen: Nur Himmel, Mond und Steine, dazwischen das bisschen
Mensch, ausgesetzt und doch geborgen, sprachlos und überwältigt von der
Schönheit der hellen Nacht. Am Morgen vergeht die Romantik ziemlich schnell.
Jugendgruppen lärmen, die Sonne geht gar nicht sonntäglich auf und das Frühstück
beschränkt sich auf Tee, den ein geschäftstüchtiger Beduine anbietet. Der
Abstieg geht über den Büßerweg durch das Eliastor zum Kloster.
Die große Frage lautet: ist der
Bus wieder normal oder nicht? Er ist es nicht und es geht mit dem Linienbus,
ohne Aircondition durch eine der schönsten Gebirgslandschaften, die ich je sah.
Ich kann gut verstehen, dass sich ein Moses und sein Häuflein Israeliten von
dieser Herrlichkeit nicht losreißen konnten und 40 Jahre bei Manna und
Bergwasser ganz gut lebten. Hier hat der ewige Künstler seiner Fantasie in Form
und Farbe freien Lauf gelassen. Vielleicht wäre mir in dieser Umgebung auch was
Vernünftiges eingefallen. Es hätten ja nicht gleich alle 10 Gebote sein müssen.
Ein paar weniger hätten es auch getan, denn einige davon sind bekanntlich recht
lästig und daher entbehrlich.
In einem muss ich Moses ergänzen:
Du sollst den wunderbaren Garten mit den Schätzen des Lebens nicht zerstören. Er
ist dir als Leihgabe anvertraut. In dieser kargen Landschaft hätte es Moses gar
nicht in den Sinn kommen können, dass ein Mensch so töricht wäre, einen
lebendigen Garten mutwillig aus Unverstand oder aus Geldgier zu zerstören. Wir
kennen die Wunder unter und über Wasser. Wer sonst als wir sollten den jungen
Menschen dieses Gebot nahe bringen?
Tauchbasis, Camel‑Dive: Die
fehlenden Tauchutensilien werden ausgegeben, eigene überprüft. Anschließend
fahren wir auf einer wilden Piste zu einer abgelegenen Bucht, wo wir für eine
Woche unser Lager aufschlagen. Lager ist mäßig übertrieben:
Sandboden, eine Matte mit
Schlafsack und die Kochutensilien. Hauptgetränk ist Wasser. Es wäre alles eitel
Wonne, käme nicht der Fluch der Pharaonen über uns. Die Wirkung ist körperlich
und geistig spürbar. Karl, der Große, ist das erste Opfer. Auf der Leeseite des
Camps erstreckt sich die "Via dolorosa austriaca", neudeutsch "Hoodle-Way", die
bevorzugt nachts zu Opfergängen, besser Opferläufen, aufgesucht wird.
Auch geistig vollzieht sich ein
bedenklicher Wandel: Da ist die Rede vom "verdünnten hochfrequenten Ton", von
"Imodium und Humatin" (wohl arabisch für Anfänger?).
Es gibt
Leute, die schwören auf Kaffeesatz und Coca-Cola - einen westlichen Gott
-, aber was sie schwören, bleibt
A: "Wie läufts?"
B: "Brisant,
beschwerlich, es brennt. Aus dem Weg!"
So sind
sie, die Lehrer Das ganze Jahr über predigen sie: Lass dir Zeit, sprich
in ganzen Sätzen. Und was geben sie hier in der zeitlosen, ewigkeitsträchtigen
Ruhe der Wüste von sich? Wortfetzen!
Erste Tauchgänge: Hilde und Kaja,
die beiden Tauchguides, führen ein strenges Regiment. Ihnen missfällt die
österreichische Wankelmütigkeit. Thomas bezieht die ersten Rüffel. Er hat -
seinen Stimmungshochs und -tiefs allzu sehr nachgegeben, was zu
Kompressionsschäden - gemeint sind wohl Depressionsschäden - führen kann. Wie
die Jäger führen die "Diver" eine eigene Sprache. Die Zeit wird in "bar"
gemessen, ihre Uhr heißt Finimeter. Sie zuzeln noch aus der Flasche und Halbe
und Viertel müssen angezeigt werden, denn reden können sie ja nicht. Immer sind
die aufgeblasen und kaum hochgekommen, beginnt die Angeberei: Sooolche
Napoleonfische, Muränen, Mördermuscheln, Feuerkorallen, Rochen, Putzerfische ...
Ich warte nur noch darauf, dass einer einen weißen Hai gebissen hat. Ganz anders
die bescheidenen Schnorchler. Wer zittert, wenn davon die Rede ist, dass in der
Nähe ein bissiger Druckerfisch hausen soll? Die Taucher. Wer muss nach opulentem
Mahl, den Bauch mit Blei beschwert, in die Tiefe, das eingezahlte Geld
abarbeiten, während wir nach Lust und Laune frei herumstreifen und die
Farbwunder von Fischen und Korallen genießen? Die Tauchsklaven. Wer bibbert nach
getaner Mühe atemlos und ausgefroren an Bord, beladen mit Flaschen und anderem
Krimskrams? Die Diver. Wer sind die typischen Vertreter der Wegwerfgesellschaft,
denn wer taucht mit halb‑und viertelvollen Flaschen auf und anstatt die
restliche Luft umzufüllen und aufzubrauchen, reißen sie bei jedem Tauchgang eine
volle an? Die Taucher! Wer zerstört mit wildem Flossenschlag die Pracht der
höchsten Korallenstöcke? Natürlich die ... Also die Schnorchler sind es nicht!
Wer hat noch Flossen? Natürlich, die Fische sind es! Siegi, unser
Meistertaucher, hat immer ein offenes Ohr für Damen. Da schreit eine: "Ein
Rochen!" Siegi schwingt sich über die Bordleiter und weil er gerade keine
Schwimmweste trägt, klemmt er sich zur Sicherung zwischen den Leiterteilen mit
dem Finger fest. Sicher wirksam, wenn man als Taucher den Sturz in die Tiefe
fürchtet. Vielleicht weiß Siegi nicht, dass die Sicherungsleine schon erfunden
ist. Anschließend kreiert Siegi die neue Taucherspeise. Nicht Forelle ‑ nein
"Finger blau" mit "Eis am Nagel".
Staoui, oder Staudi, wie ihn Feri
nennt, versorgt uns am Morgen mit Fladenbrot. Das ist etwa wie Omelette ohne Ei.
Man benötigt dazu nur Mehl, Wasser, Salz - ein Holzfeuer und ein Blech. Feri -
hat zwar die komplizierte Rezeptur aufgeschrieben und jeder kann sie von ihm
beziehen. Aber ich warne euch: Seine Rezepte sind unvollständig. Selbst, wenn
ich mir Feris Zorn zuziehe, bin ich bereit, das vollständige Rezept zu verraten
- kostet wie üblich 1 Pfund. Um den spezifischen Wüstentouch zu erreichen, muss
das Backblech von einem Auto stammen und rostig sein. Spezialablichtungen des
Rezeptes auf Papyrus mit angesengtem Rand sind bei mir erhältlich: 30 Pfund.
An zwei Abenden kocht uns Staoui
auf. Mit primitivsten Mitteln wird ein Festmahl für 28 Personen hergezaubert.
Stellt euch vor, ihr Hausfrauen und -männer: Ihr müsstet in eurer Küche in einer
Stunde ein Abendmahl für 30 Personen mit Fisch, Beilagen und Salat herrichten.
Unmöglich, werden alle sagen. Beduinentechnik macht's möglich! Es kreist der
Whisky und der Magenbitter. Eisgekühltes Bier und Cola werden in rauen Mengen
vertilgt. Dafür gibt es dann Unstimmigkeiten bei der Abrechnung. Ich glaube, da
hat der durstige Vollmond mitgesoffen .
Nachttauchgang: Der Abend
verspricht still und besinnlich zu werden. Die romantischen Abenteurer, 9 an der
Zahl, brechen zum nächtlichen Abenteuer auf. Friedlich liegt das Lager im
Mondenschein, Meeresrauschen ist die Begleitmusik. Tauchen da nicht ein paar
Rabauken auf, die mit Autolautsprechern und westlichem Musikschrott die Stimmung
stören und zerstören. Aber da kehren die Nachttaucher zurück. Wer sich in die
finstere Tiefe wagt, wo Haie und Drachen, vielleicht sogar Rauhbartl und
Putzmaul lauern, wer das ohne Seelenschlottern übersteht, der oder dem wachsen
Würde und Hoheit zu, sie strahlen förmlich Autorität aus. Da ziehen die
nächtlichen Lärmer sofort den Schwanz - ich meine die Antenne ein und schleichen
sich. Dafür gebührt den Rettern schon erhabener Lohn: Wurstnudeln, frisch
aufgewärmt.
Mir hat die Lagerbucht sehr
gefallen, aber die Zufahrt war mir ein Gräuel. Da oben auf dem Pritschenwagen,
völlig abhängig von den unbekannten Fahrkünsten des jeweiligen Beduinen am
Lenkrad, habe ich mich immer gefürchtet. Zu Hause schnalle ich mich immer an,
und hier? Ich bin jedenfalls froh, als wir nach Dahab übersiedeln. Wir sitzen
zwar jetzt in praller Sonne, aber die Zufahrt ist geregelt. Feri strahlt. Er
feiert seinen Dreißiger (nicht Geburtstag) bei Filterkaffee aus der Heimat. Die
Feier wird unterbrochen, denn Karl, der Große, hat 3 m vom Strand entfernt
zwischen den Steinen einen Steinfisch entdeckt. Ich kriege einen Anflug von
Gänsehaut, weil ich an dieser Stelle mehrmals barfuss hinausgewatet bin.
Weniger Grund zum Feiern hat unser
Karl, der Dr. Ihn hat es erwischt: Kopf und Bauchweh, Durchmarsch und das
Gegenteil, Hitzestau. Nur: Vom Ungemach zieh ab die Schuld! Ein überforderter
Körper schlägt oft hart zurück. Ich kann da nur raten: seid gut zu eurem Diener
Corpus; ihr habt nur den einen Tauschkörper sind nicht vorgesehen.
Blue Hole: Von einer Schilfhütte
aus beginnt das Abenteuer. Schnorcheln ist zwar schön, aber das blaue Loch ist
nicht erreichbar. Ich merke nun erste Sättigungserscheinungen, die Bilder
wiederholen sich. Auch die Tauchgründe der südlichen Oasen sind eher
enttäuschend. Wir sitzen am Abend gemütlich beisammen und verabschieden unsere
Tauchguides. Es werden die üblichen Lieder gesungen. Nun sollen die
Einheimischen singen. Aber es sind die gleichen Zivilisationserscheinungen wie
bei uns: Sie können zwar die Melodie die Lieder, aber der Text ist versickert.
Es kreist ein sonderbares Gesöff, Rüscherl genannt. Es erinnert mich eher an
Oasenabwasser.
Nach langer Zeit besteigen wir
wieder den Reisebus und fahren zu Pharao‑Island, einer wiederhergestellten
Kreuzritterburg. Gelagert wird anschließend auf einem echten Campingplatz mit
Schilfhütten und einem vorerst recht ansprechenden Strandcafe. Unser Erwin, der
König, hat schon so genug vom Tauchen, dass es ihn auf die Berge treibt, wo er
sich als Schattenbild gegen den Himmel abhebt. Hier unten soll der
Abschlussschmaus, ein Hammelessen, stattfinden. Der Cafebesitzer wittert das
große Geschäft und das Hammelessen wird mehr zum Knochennagen, also ein
Hereinfaller um 30 Pfund.
Aber, what shalls!
Sicher, das Essen war zu teuer,
aber wo kriegt man bei uns ein Cola um 4.-- S oder einen Tee um 2.-- S? Die
Gesamtrechnung fällt immer noch günstig aus.
Am späten Abend machen Beduinen
Klimpermusik und eine Vertreterin des ältesten Gewerbes (ich meine nicht
Spinnerei oder Weberei) wirft ihre Netze aus. Unser Karl, der Dr., begutachtet
mit Kennerblick die angebotene Ware, natürlich nur aus dem Blickwinkel des
wissenschaftlichen Erkenntniserwerbes, aber zum Kauf der Ware mochte er sich
doch nicht entschließen. Angeblich nach reiflicher Überlegung und langem Hin und
Her. Es ist bekannt, dass nicht jedes Mitbringsel zu Hause die reine Freude
bringt, schon gar nicht bei der lieben alten Hauskatze.
Der Mittwochmorgen beginnt mit der
Gepäckreduzierung. Alles, was nicht mehr gebraucht wird, bleibt zurück,
Lebensmittel werden verschenkt. Mit einer realen Erleichterung wird
eingestiegen. Wir verabschieden Staoui. Er ist ein Schlitzohr, durchaus auf
seinen Vorteil bedacht, sprachgewandt und gerissen, aber insgesamt hat er uns
zuverlässig und gut betreut. Schließlich wissen wir nicht, wie groß die Sippe
ist, die an seiner Börse hängt.
Cairo: Hungrig, müde, verschwitzt
freuen wir uns schon auf das 5-Sterne-Hotel, das von außen auch durchaus diesen
Eindruck macht. Die Zimmer sind passabel, die Preise international und die
Bedienung unter dem Hund. Der Abend gehört dem Bazar, der außer Schmuck noch
sehr viel bietet. Die Unermüdlichen besuchen noch ein Nilschiff und lassen bei
gutem Essen und Bauchtanz die Nilstadt vorüberziehen.
Der nächste Morgen bringt Cairo
total, mit einer ägyptischen Führerin, die sich auskennt und recht passabel
deutsch spricht. Wir fahren zu den Pyramiden nach Gizeh, zur Stufenpyramide in
Sakkara, besuchen eine Teppichfabrik, in der vor allem Kinder gegen Entlohnung
und Ausbildung arbeiten. In einem Ausstellungsraum sehen wir wunderschöne
handgeknüpfte Seidenteppiche. Die Preise sind durchaus moderat, rechnet man aber
die Abgaben bei der Einfuhr hinzu, so wird die Sache uninteressant. Nach dem
Besuch eines Papyrusinstitutes wird zu Mittag gegessen - aus einem Straßenlokal,
ausreichend und gut um 7,-- S. Nachmittags Besuch des ägyptischen
Nationalmuseums und der Alabastermoschee. Für mich ist das Hintergrundwissen,
das die Führerin hat, der interessante Teil. Vor allem unterrichtet sie uns, wie
man handelt und was Güter und Dienstleistungen kosten dürfen.
Ägypten versteht sich selbst als
ein Land der dritten Welt mit vermutlich 60 Mill. Einwohnern, davon etwa 17
Mill, in Cairo. Es kann sich nicht selbst ernähren. Das fruchtbare Ackerland
entspricht einer Fläche etwa von Belgien, alles andere ist Wüste. Etwa 5 Mill.
Einwohner sind rauschgiftsüchtig, vor allem viele junge Menschen, Das Gift wird
vor allem von Israel geliefert und gelangt über die Sinaibeduinen nach Cairo. Es
handelt sich ausschließlich um Heroin und Kokain vom amerikanischen Markt. Die
Familienplanung greift nicht, obwohl der Staat die Verhütungsmittel fast gratis
bereitstellt. Schwangerschaft gilt als Zeichen der Jugendlichkeit der Frau -
auch, dass sie noch immer begehrenswert ist für den Mann. Der Mann kann legal
mehrere Frauen heiraten, allerdings nur mit dem Einverständnis der Hauptfrau.
Die Frau darf allerdings nicht mehrere Männer "erwerben". Die Frau ist voll
geschäftsfähig; auch vor Gericht, Das Erbrecht bestimmt, dass die Tochter nur
halb so viel erbt wie der Sohn. Neben einer Tochter beerben auch noch die
Geschwister und die Eltern die Frau. Die negativen Folgen des Assuanstaudammes
werden immer spürbarer und äußern sich in Klimaverschlechterungen, Versalzung
der Böden und dem Ausbleiben der Schlammdüngung. Als Ausgleich versucht man
Teile der Wüste fruchtbar zu machen.
Ein kleines Häufchen besucht am
Abend noch eine Lasershow bei den Pyramiden, die einen Querschnitt durch die
ägyptische Geschichte bringt.
Also, das war's wieder. Der Rückflug fällt unter die Rubrik: Sharm el Sheikh und zurück. Es ist ganz lehrreich, die Annehmlichkeiten der Zivilisation hinter sich zu lassen, sich einem einfacheren Leben auszusetzen und Hitze, Durst und Hunger und den harten Boden auszuhalten. Wie gut schmeckt doch ganz gewöhnliches Wasser! Und dass der Haufen ohne größere Reibereien zwei Wochen zusammenleben konnte, spricht für uns alle. Wie ihr alle wisst, bin ich unbestechlich und der Wahrheit, meiner Wahrheit, verpflichtet. Weh dem, der anderes behauptet! Nach Auswertung aller relevanten Daten, unter Einsatz einer komplizierten pseudowissenschaftlichen Methodik und nach diffizilen Berechnungen unter Verwendung eines x-stelligen Tauchcomputers, steht das Analyseergebnis unanfechtbar fest: Lehrer sind besser als ihr Ruf, Lehrerinnen sogar um vieles besser. Es war vergnüglich, mit euch zwei Wochen zu verbringen und über euch zu schreiben.